Paarungen, Ergebnisse und Spielberichte:

 

16 Teilnehmer ermitteln in 5 Runden nach Schweizer System den Vereinsmeister 2023/24. Darunter sind 5 Spieler unser Jugendabteilung und weitere Talente, die in den letzten 1-2 Jahren zu uns gestoßen sind. Die Paarungen waren bis Mittwoch, den 13. September, zu spielen und lauten:

Seidel, Martin - Senhen, Robin (1 - 0)

Im Duell der Jugend-Trainer war das Motto klar: Es kann nur einen geben. Folgerichtig lieferten wir uns gleich von Beginn an einen großen taktischen Schlagabtausch. Zwar kam ich zügig in eine bessere Stellung, doch die Verwertung gestaltete sich dann doch schwieriger als gedacht. Gerade als ich glaubte, ich würde eine Figur und damit auch die Partie gewinnen, packte Robin nochmal einen aus und konfrontierte mich mit meiner lückenhafter Variantenberechnung. Tatsächlich drohte ich jetzt eine Qualität zu verlieren statt eine Figur zu gewinnen, also schummelte ich mich ins Endspiel, das ich schließlich nach einem echt fiesen Blunder von Robin gewinnen sollte. 

Islamovic, Suad  - Feig, Frank (1 - 0)

Suad begann die Partie mit dem äußerst gefährlichen Königsgambit, das er noch am Sonntag mit mir trainiert hatten. Frank würde das zwar verneinen, aber meiner Meinung nach spielte er sich ebenso elegant wie brilliant aus der hochtheoretischen Gefahrenzone hinaus und ging bald sogar nach entgegengesetzter Rochade zum Gegenangriff über. Suad, jetzt auf einmal mit dem Rücken zur Wand, musste sich plötzlich verteidigen und konnte nur mit einer guten Portion Glück der Niederlage entgehen, als Frank - bereits in Zeitnot - einen Figurengewinn übersah. Gerade als Frank zum finalen Schlag gegen Suads König ansetzte, stellte er mit nur wenigen Minuten auf der Uhr eine Figur ein, wovon er sich nicht mehr erholte. Zwar überstand er die Zeitkontrolle, aber Suad konnte der dreimaligen Stellungswiederholung aus dem Weg gehen und die Partie am Laufen halten. Er übersah noch ein einzügiges Matt, fand dafür aber eine schöne Kombination bestehend aus Umwandlung, Hinlenkung und Gabel. Wieso einfach, wenn man es auch schwierig machen kann? @Suad: es gibt keinen Schönheitspreis, mach einem alten Mann wie mir keinen Stress. 

Gellrich, Harald - Fast, Tim (1 - 0)

Im Clash der Generationen spielte Tim vollkommen unbekümmert, wenngleich wieder viel zu schnell, auf. Noch in der Eröffnung opferte er einen Bauern, um als Nachziehender die Initiative an sich zu reißen. Harald entwickelte sich derweil routiniert zu Ende und suchte sein Glück zuerst im Mittelspiel und als Tim sich auch da hindurchgespielt hatte, im Endspiel. Tim konnte zwar zwischenzeitlich den geopferten Bauern zurückerobern und viel Material durch Abtausch vom Brett verschwinden lassen, verlor im Endspiel aber wieder einen Bauern und tauschte dann noch Türme, was die Verteidigung sicherlich nicht einfacher machte. Im Endspiel 4 Bauern + Läufer gegen 3 Bauern + Springer suchte Tim erneut die Aktivität, was Harald zunächst erlaubte, einen Freibauern zu bilden, später die Leichtfiguren zu tauschen und die gegnerischen Bauern einen nach dem anderen abzuholen. Gegen vier verbundene Freibauern war letztlich nichts mehr auszurichten. Trotzdem eine gute Partie vom jüngsten Spieler im Turnier, der es unserem Vermögenswart nicht leicht machte.

@Tim: am Zeitmanagement müssen wir nochmal arbeiten.

Paßmann, Jochen - Baumgarten, Fred (0 - 1)

Was tun gegen einen derart universellen wie unberechenbaren Gegner wie Fred? Jochen eröffnete sehr aggressiv, doch Fred weigerte sich, sich auf ein anstrengendes Theorieduell einzulassen und ging den üblichen Verwicklungen geschickt aus dem Weg, immer auf die Fehler seines Gegners lauernd. Richtige Strategie, Jochen geriet ohne sein Theoriewissen bald aus dem Tritt und fand nicht mehr den richtigen Aufbau. Fred zerstörte in der Folge die Bauernstruktur vor Jochens König und brachte den vollen Punkt sicher über die Ziellinie.

Würz, Silas - Falk, Ralf (1 - 0)

Mit Silas haben wir noch so einen motivierten Jugendlichen, der wohl in jeder Partie versucht mit einem brillianten Zug einen Schönheitspreis zu gewinnen. Super, wenn es funktioniert, aber schlecht wenn man sich auf dem Weg auch nur einmal verrechnet und bei genauer Verteidigung bzw. Gegenangriff das Nachsehen hat. Leider verpasste Ralf eine längere taktische Sequenz, die ihm am Ende einen leichten Vorteil eingebracht hätte. Stattdessen konnte sich Silas aus dem Gröbsten herausmanövrieren, eine Qualität und zwei Bauern gewinnen und schließlich den entscheidenden Läufer mithilfe einer Fesselung gewinnen.

Seidel, Marlin - von Häfen, Dieter (0 - 1)

Marlin spielte eine geile Partie, eroberte in der Eröffnung einen Bauern und gerade, als Dieter dachte er bekäme diesen zurück, packte Marlin ein fantastisches Damenopfer aus, das ihm in einer forcierten Variante ein Endspiel mit 2 Türmen + Läufer gegen Dame einbrachte. Eine bei sauberem Spiel gewonnene Stellung, aber wir kennen ja Dieter, ein wahrer Kämpfer und immer für eine Überraschung gut. So spielte er sich zurück und hatte ganz plötzlich und unerwartet eine Remisstellung durch Stellungswiederholung auf dem Brett. Eigentlich noch ein gutes Ergebnis für Marlin, nur leider wollte er sich nicht mit dem Remis abfinden, verlor einen Läufer, dann einen der zwei Türme und schließlich auch noch den zweiten und damit endgültig die Partie.

@Marlin: Ärgere dich ruhig über das Ergebnis der Partie, das sollte man sogar tun nach so einer verpassten Chance, aber nicht zu sehr und auch nicht zu lange. Das beeinflusst das Spiel viel öfter negativ als positiv. Die Partieanlage und taktische Variantenberechnung waren top, die technische Verwertung kommt noch.

Rubröder, Ralf - Schneid, Dmitrij (1 - 0)

Zu dieser Partie gibt es nur eins zusagen: Als Letztes gestartet, hätte mich unsere neueste Verstärkung für die zweite Mannschaft nicht stolzer machen können. Mit dem Manöver f2-f4-f5-f6 brachte Ralf seinen Gegner bald in große Schwierigkeiten. Dmitrij kam nie zu seinem mir inzwischen gut bekannten Opfer- und Angriffsschach und musste relativ schnell einen Mattangriff über sich ergehen lassen. Etwas unverhofft für Ralf stolperte Dmitrij überraschend schnell geradewegs in ein einzügiges Matt hinein, was Ralf auch dankbar annahm. So geht das, Jungs!

 

Fast, Alexander - Keller, Lukas (0 - 1)

Lukas hatte noch vor der Runde das Beitrittsformular bei mir abgegeben und startete dann direkt hinein in sein Erstrundenmatch. Das Spiel begann relativ ruhig und ohne große Aufreger, doch Lukas wartete bald mit einigen aktiven Tricks auf. Beim ersten Mal wehrte Alex den drohenden Damenverlust noch ab und verband das mit einem Vorrücken der Bauern am Damenflügel. Lukas jedoch ließ sich davon nicht abbringen, bereite die nächste Angriffswelle vor und spielte schließlich das abgezockte Lg4xf3. An diesem Punkte gab es schon keine gute Option mehr. gxf3 hätte zur Zerschlagung des Bauernschildes vor dem weißen König geführt, aber der Damenverlust nach Sxf3 nebst Lb4xe1 war natürlich auch nicht hilfreich und veranlasste Alex bald darauf zur Aufgabe.


Martin Seidel