Berichte

Spiel- und Turnierberichte

Am Mittwoch, dem 10. Januar, starteten wir guter Tradition folgend mit unserem alljährlichen Brezelblitzturnier ins neue Jahr. Aufgrund der andernfalls ungeraden Teilnehmerzahl beschränkte sich Dieter darauf, in gewohnt souveräner Manier die Turnierleitung zu übernehmen. So waren es letztendlich 18 Spielerinnen und Spieler, die sich im Modus "Single-Round-Robin" - aka "Jede(r) gegen jede(n)" - um die drei großen Neujahrsbrezeln duellierten.

Bei mithin insgesamt 17 zu absolvierenden Runden hätte es selbst für die Turnierfavoriten schon eines mittelgroßen Wunders bedurft, um "ungerupft" einen Durchmarsch zu starten - und Wunder sind nun einmal auch im Schach eher rar gesät. Hanjo mußte dann auch direkt in Runde 1 ein Remis gegen HP hinnehmen. Sven erwischte es mit Niederlagen in den Runden 2 und 3 gegen Harald und Dmitrij noch härter. Isabella sorgte in Runde 3 für eine weitere faustdicke Überraschung, als sie es schaffte, Raphael gleich um den vollen Punkt zu erleichtern. Ihr Bruder Florian hatte sich in der Auftaktrunde noch gegen selbigen Kontrahenten geschlagen geben müssen - was übrigens (neben einigen Remisen) seine einzige Niederlage im gesamten Turnier bleiben sollte.

Vor der 4. Runde lagen damit nur noch Martin, Lukas und Dmitrij verlustpunktfrei vorne. Letzterer mußte alsdann eine Runde später gegen Robin seine erste Niederlage im Turnier quittieren. Jede Serie geht einmal zu Ende, aber manch einer kommt auch erst mit etwas "Anlauf" so richtig in Fahrt. Markus beispielsweise mußte erst einmal auf Betriebstemperatur kommen, fuhr dann aber ab Runde 5 gleich 5 Siege in Folge ein - darunter auch gegen Hochkaräter wie Hanjo und Torsten. Ralf, der bei Blitzturnieren mit der geringen Bedenkzeit immer seine liebe Mühe hat, hatte "seinen" Moment in Runde 6, als er Isabella ein Remis abtrotzen konnte. Daß er es dennoch unverzagt Runde für Runde stets aufs neue probiert und getreu dem olympischen Motto "Dabeisein ist alles" nie seine gute Laune verliert, verdient eine Extraportion Anerkennung.

Die 7. Runde brachte das Duell der beiden teilnehmenden Damen, welches Sigrun mit den schwarzen Steinen für sich entschied. Eben dieser Punktgewinn sollte am Ende auch ausschlaggebend dafür sein, dass sie in der Schlußtabelle einen halben Punkte mehr auf dem Konto hatte als Isabella. Runde 8 brachte endlich auch den langersehnten ersten Sieg für Silas nach zuvor lediglich zwei mageren halben Pünktchen. Die zweite Turnierhälfte sollte in der Folge jedoch deutlich besser für ihn verlaufen. "Ein Ergebnis, auf dem man aufbauen kann", kommentierte Martin, unser Jugendwart, daher Silas’ Gesamtperformance.

In der gleichen Runde kam es auch zum Duell der bis dahin Führenden. Lukas und Martin hatten es bis hierhin geschafft, jeweils alle ihr Partien siegreich zu beenden, und lagen somit vor Florian (1 Minuspunkt) sowie Raphael und Torsten (jeweils 2 Minuspunkte) in Front. Martin vermochte sich trotz eines zwischenzeitlichen Minusbauern und Gewinnstellung für Weiß mit den schwarzen Steinen im Turmendspiel beim Showdown der Generationen durchzusetzen.

Doch wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, wird früher oder später dafür bestraft. Zwei Runden später gab auch Martin den ersten halben Punkt gegen Florian ab, ehe er sich in Runde 11 mal wieder so dermaßen von HPs geliebter Englischer Eröffnung provozieren ließ, daß er blindwütig erst eine Figur und später noch eine Qualität ins Geschäft steckte und infolgedessen letztlich auch die Partie verlor. Fast schon unter ging dabei der Schwarzsieg von Sigrun gegen Hanjo. Die Spitze der Tabelle war nunmehr ganz eng zusammengerückt. Martin und Lukas lagen wieder gemeinsam mit 9,5 aus 11 in Front, Florian und Raphael folgten mit knappestmöglichem Abstand mit 9 aus 11 und knapp dahinter lauerte überdies noch Torsten mit 8 aus 11.

Die beiden Remiskönige des heurigen Brezelblitzes, HP und Florian (beide mit je 5 Remispartien), trennten sich in der anschließenden 12. Runde standesgemäß unentschieden. Martin, noch sichtlich angefaßt von seiner quasi selbstverschuldeten Niederlage zuvor, hatte es am Ende nur der Uhr zu verdanken, daß er gegen Isabella siegreich blieb. Er mußte aber in Runde 13 bereits den nächsten Tiefschlag hinnehmen, als er gegen Torsten sehenden Auges einzügig ins Selbstmatt hineinstolperte. Wenn es einmal läuft, dann läuft es halt - und sei es zuweilen auch mal rückwärts und bergab.

Damit übernahm nun Raphael erstmals die Führung im Turnier, die er fortan auch mit aller Kraft zu verteidigen wußte. Währenddessen kam es zu einem spannenden Duell zwischen Fritz und Robin. Da beide Kontrahenten üblicherweise ebenfalls in Teilen substantiell länger über den nächsten Zug meditieren als der durchschnittliche Blitzschach-Spieler, war es nur konsequent, daß letztlich die Uhr entschied. Sieg für Fritz, der damit gegen die anderen teilnehmenden "Längernachdenker" Harald, Robin und Ralf hervorragende 2,5 Punkte aus 3 Partien einfahren konnte.

In der "Crunchtime" des Turniers ging es weiter drunter und drüber. Erst ein Remis zwischen Florian und Torsten in Runde 14, dann zeigte Hanjo in Runde 15 Lukas die Grenzen auf und bewies wieder einmal, dass auch im fortgeschrittenen Alter jederzeit mit ihm zu rechnen ist. Am Ende sollte Hanjo gegen das Spitzen-Quintett extrem starke 3,5 aus 5 geholt haben, bei lediglich einer Niederlage gegen Raphael und einem Remis im familieninternen Duell gegen Florian. Auch HP, der Favoritenschreck, schlug in dieser Runde erneut zu - Sieg mit Weiß gegen Torsten.

Raphael brachte Lukas in Runde 16 die zweite Niederlage in Serie bei und räumte damit die letzten Zweifel aus. Er würde, egal wie seine letzte Partie ausginge, in jedem Falle zumindest den geteilten ersten Rang belegen. Parallel hierzu leistete Hanjo seinem Enkel Schützenhilfe, indem er - ebenfalls mit Schwarz - einen letztlich ungefährdeten Sieg gegen Martin einfuhr und damit dafür sorgte, daß dieser hinter Florian auf Rang 3 zurückfiel. Wobei "letztlich ungefährdet" sich nur auf die Stellung auf dem Brett bezieht. Ansonsten war maximal Feuer unterm Dach. Hanjo schaffte es mit weniger als 15 Sekunden auf der Uhr, Martin, der noch etwa dreimal so viel Zeit hatte, peu à peu im Endspiel zu überspielen und dabei noch über die Zeit zu heben. Endstand: 0 Sekunden für Martin, 3 Sekunden für Hanjo. Chapeau! Ein echter Krimi so kurz vor dem Ende, dem 2-Sekunden-Inkrement sei's gedankt.

In der nochmal extrem spannungsgeladenen Schlussrunde trennten sich Torsten und Sven remis und Torsten landete demzufolge mit jenem halben Pluspunkt weniger als die davor Platzierten mit 12 Punkten aus 17 Partien auf dem 5. Platz. Raphael gewann das Brezelblitzturnier 2024, überragende 15 Punkte aus 17 Partien bescherten ihm den Platz ganz oben auf dem Podest. Zweiter wurde Florian mit ebenfalls enorm starken 13,5 Punkten aus 17 Partien.

Da Lukas seine letzte Partie gewinnen konnte, während Martin gegen den Turniersieger im Schwerfigurenendspiel den Kürzeren zog, beendeten unser Jugendwart und sein Schützling das Turnier mit jeweils 12,5 Punkten aus 17 Partien auf dem geteilten 3. Rang. Dieter sprach Martin qua seines Amtes als Turnierleiter aufgrund des von Martin gewonnenen direkten Vergleichs die dritte große Neujahrsbrezel zu. Doch dieser verzichtete großzügig zugunsten von Lukas und begnügte sich freiwillig mit der kleineren Brezel, die auch alle anderen Teilnehmer als verdienten Lohn für rund drei Stunden angestrengten Blitzschachs mit nach Hause nehmen durften.

Es sollte, wenn ich die Kommentare der Teilnehmer zum Abschied richtig gedeutet habe, ziemlich sicher sein, daß die meisten auch im nächsten Jahr wieder mit von der Partie sind, sofern es ihnen die Zeit erlaubt. Zudem gibt es einige, die es diesmal nicht geschafft haben, teilzunehmen, und dieses gleichermaßen schöne wie spannende Event zum schachlichen Start in ein neues Jahr ganz sicher nicht zweimal hintereinander versäumen wollen. Damit sei allen an dieser Stelle nochmal ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2024 gewünscht!


Frank Feig

In einem durch und durch umkämpfen Match gegen SF Lohmar 2 konnte unsere zweite Mannschaft am Sonntag, den 21. Januar 2024 die Oberhand behalten. Bemerkenswerterweise entschieden 7 von 8 Spielern mit den weißen Steinen ihre Partie zu ihren Gunsten. Den Unterschied für Hennef machte am Ende unser Kassierer, Harald Gellrich, der als einziger Schwarzspieler seine Partie remis halten konnte. Mit diesem Überraschungssieg gegen Lohmar 2 steht unsere zweite Mannschaft nunmehr bei 3 Mannschaftspunkten und damit 2 Punkte vor dem aktuellen Tabellenschlusslicht Godesberger SK 5, die im Parallelspiel gegen SK Troisdorf 2 unterlagen. Die zweite Mannschaft aus Troisdorf ist gleichzeitig unser nächster Gegner am 18. Februar. Bereits 1 weiterer Mannschaftspunkt wäre ein großer Schritt, um die Klasse aus eigener Kraft zu halten. Wir dürfen gespannt sein.

Nachfolgend hat sich noch Peter Pütz in seiner Rolle als Mannschaftsführer an einem kleinen Gedicht versucht. Ob sich alles genau so zugetragen hat, kann ich leider nicht beurteilen. Nichtsdestotrotz möchte ich natürlich seinen lyrischen Beitrag am Ende dieses Artikels würdigen:

 

Es spielten frech acht Kellerkinder

gegen Lohmar 2, Platz 1.

17 Punkte für die Kinder, 15 dann für Lohmar 2.

Lohmar gratulierte fair:

„Euer Sieg ist legendär“

Die Kinder schrien hundertfach:

„Jetzt spielen wir doch weiter Schach“


Martin Seidel

So erfreulich liest sich die Bilanz unserer Vereinsvertreter beim diesjährigen Troisdorf Open, auch wenn manche mit ihrem Abschneiden unterm Strich sicher zufriedener waren als andere. Silas landete mit 2,5 Punkten auf dem 52. Rang von 66 faktischen Teilnehmern. Die Gruppe derer, welche am Ende wie er 2,5 Punkte aufwiesen, reichte dabei von Platz 46 bis 55. In Silas' Partie der letzten Runde wäre auch mehr drin gewesen. In der Spanischen Eröffnung gelang es Silas zunächst, seinen Gegner in eine ungünstigere Stellung zu manövrieren und zudem einen Bauern zu gewinnen. Im weiteren Partieverlauf jedoch traf er die eine oder andere ungünstige Entscheidung, sein Gegner konnte hierdurch die Initiative übernehmen und in der Folge materiell wieder ausgleichen. Nach 46 Zügen einigte man sich schließlich auf Remis - eine Meinung, welche gleichfalls die Billigung der Engine bekam.

Von Rang 26 bis 37 reichte das Feld derer, die sich mit 3,5 Punkten aus 7 Runden ein 50%-Ergebnis erspielten. Suad landete dabei auf Platz 35, der 31. Rang ging an mich und Harald kam als 29. ins Ziel. Suads Aufgabe in der letzten Runde dieses Opens bestand dabei bedauerlicherweise darin, sich für eine geschlagene Stunde im Däumchendrehen zu üben, da sein zugeloster Kontrahent es vorzog, unentschuldigt zu fehlen. Doch es gibt eben nie einen Schaden, wo nicht auch ein Nutzen dabei ist, wie der Volksmund so schön sagt. Mit diesem Ergebnis konnte sich Suad für den zweiten Jugendpreis qualifizieren - dies brachte ihm immerhin das Dreifache seines Startgeldes ein.

 

 


Ich mußte demgegenüber meinen Gegner mit den weißen Steinen tatsächlich am Brett schlagen, was auch erfreulich glatt gelang. Es kam die Englische Eröffnung aufs Brett und bereits im 8. Zug verließ mein Gegenüber die Theoriepfade der Masters Database, um mit dem Bauernvorstoß g5-g4 etwas übermotiviert meine fianchettierte Rochadestellung anzugreifen. Zudem schloß er kurz darauf noch das Zentrum, ließ mich vorteilhaft mittels f4 die f-Linie öffnen und verlor bald danach durch eine Fesselung auf f6 einen Springer. Ich blieb am Drücker, führte meine Truppen weiter gegen seinen König heran und erzwang solchermaßen weitere Vereinfachung. Beim Übergang ins Endspiel gewann ich zudem noch einen Bauern, welchen ich bereits vier Züge später zurückopferte, um mittels Abzugsschach auch die letzte Figur meines Kontrahenten aus dem Spiel zu nehmen. Ein chancenloses Bauernendspiel, in dem ich noch einen Bonus-Läufer mein Eigen nennen durfte, wollte sich mein Gegenüber dann nicht mehr antun und gab auf.

Harald beantwortete die Wahl der Sizilianischen Verteidigung durch seinen Kontrahenten mit der Alapin-Variante. Gemäß dem Urteil der Engine bewegten sich beide Spieler während der 23 Züge dieser Begegnung stets im Rahmen der Remisbreite. Harald verspürte gegen die Nummer 7 der Setzliste verständlicherweise eher wenig Lust, so kurz vor Ende des Turniers noch irgendeine vogelwilde Harakiri-Aktion zu starten. Sein Gegner war ebenfalls nicht darauf aus, auf Biegen und Brechen auf der Zielgeraden des Turniers noch einen halben Punkt mehr aus der letzten Partie herauszuquetschen. Demzufolge einigte man sich einvernehmlich auf Unentschieden.

 

 

 

Ebenfalls die Alapin-Variante gegen die Sizilianische Verteidigung wählte Lukas, dessen Gegner mit Platz 2 der Setzliste noch einmal ein gutes Stück stärker einzuschätzen war als Haralds Kontrahent. Entsprechend deutlich weniger pazifistisch ging es an diesem Brett zur Sache.

Zum Erstaunen vieler konnte Lukas sich eine spürbar bessere Stellung herausarbeiten, mit Läuferpaar, einem Freibauern auf d6 und Initiative. Bedauerlicherweise gab er den Vorteil weitgehend wieder her, als Lukas auf b5 mit dem Läufer statt mit dem a-Bauern zurücknahm. Sein Kontrahent bot kurz darauf auch prompt die Punkteteilung an, Lukas jedoch lehnte ab und es kam, wie es in derlei Fällen leider oft kommt.

Lukas spielte zwei, drei Mal nicht den allerbesten Zug sondern wählte etwas schwächere Alternativen und schon wendete sich das Blatt. Sein erfahrener Gegner nutzte die sich bietende Chance und schon wenige Züge später mußte Lukas leider seine Niederlage quittieren. Er kam letztendlich mit trotzdem hervorragenden 4 aus 7 auf Platz 20 ins Ziel, wobei seine Kohorte die Ränge 17 bis 25 belegte. Zudem sicherte er sich den 1. Ratingpreis in der Kategorie bis 1500 DWZ - immerhin mit dem Fünffachen seines Startgeldes dotiert. Überdies wurde er mit seinem Endergebnis eigentlich auch bester Jugendspieler, aber da es nun einmal keine Doppelpreisvergabe gibt, ging selbiges Preisgeld eben an den zweitbesten Jugendlichen. Somit verhalf Lukas gewissermaßen noch Suad dazu, daß dieser ebenfalls noch einen Geldpreis absahnen durfte (s.o.).

Mit 5 Punkten aus 7 absolvierten Runden landete man auf den Rängen 5 bis 10. Dank der besseren Buchholz-Feinwertung auf Platz 9 einkommend vermochte sich Martin ebenfalls einen 1. Ratingpreis zu sichern - und zwar den in der Kategorie DWZ 1701- 1900. Mit hauchdünnem Vorsprung auf den punktgleichen Zweitplatzierten in dieser Kategorie. So gesehen konnte unser Jugendwart sowohl persönlich als auch aus Sicht seines Amtes ein positives Fazit ziehen. Daß er außerdem meinen Gegner in der Runde davor von Anfang bis Ende sauber positionell überspielt und damit für meine unglückliche Niederlage Revanche geübt hatte, steigerte die allgemeine Laune weiter. Er hatte sich schließlich vorgenommen, dem Jungspund die Grenzen aufzuzeigen, hatte dessen Vorbereitung auf seine Lieblingseröffnung antizipiert und ihn deshalb mit einem Nimzowitsch-Larsen-Angriff einem Torero gleich ins Leere laufen lassen und ihn zu guter Letzt gekonnt per Matt erlegt. Herz, was willst du mehr?!

 



Damit bleibt mir, auch im Namen aller sonstigen Engagierten und Funktionsträger unseres Vereins sowie unserer kleinen "Redaktion" allen ein gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen. Viel Spaß mit den neuen Schachbüchern, Downloads etc. unterm Weihnachtsbaum, mit denen sich die kleine Schachflaute zwischen den Jahren trefflich überbrücken läßt. Bleibt gesund und kommt gut ins neue Jahr! Schon am 3. Januar 2024 gibt es die erste Gelegenheit, sein neues Schachwissen an den ersten Gegenspielern auszuprobieren.

FELIZ NAVIDAD, PROSPERO AÑO Y FELICIDAD!
(Immer Preußisch/Deutsch oder Englisch wird irgendwann langweilig, Spanisch ist als Alternative auch eine schöne Sprache bzw. Eröffnung)


Frank Feig

Liebe Schachfreunde,

am 10. Januar 2024 um 19:00 Uhr findet das Brezelblitzturnier statt. Gespielt wird ein vollrundiges Blitzturnier, Startgeld 3 Euro. Jeder Teilnehmer erhält eine Brezel, der Sieger des Turniers eine große. Bedenkzeit 3 Minuten für die gesamte Partie, dazu 2 Sekunden Zeitgutschrift pro Zug. Gespielt wird in unserem Spiellokal der Aula des DRK.

Wir wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch ins neue Jahr.

 

...bald ist Weihnachten", ist man geneigt zu seufzen. Das mit Weihnachten stimmt natürlich auch, aber wir haben hier zudem schon die 6. und damit vorletzte Runde des Troisdorf Opens zu besprechen. Bekanntermaßen sollte es dort zum Showdown zwischen Harald und Martin kommen. Wie ernst Martin dabei trotz des deutlichen DWZ-Unterschieds sein Gegenüber nahm, kann man daraus ermessen, daß er tief in die Trickkiste psychologischer Kriegsführung griff und Harald damit tatsächlich eine unliebsame Überraschung bereiten konnte.

Martin erklärte hierzu: "Heutzutage findet ein größer werdender Teil eines Spiels bereits vorab zuhause statt. Mit den Engines ist Vorbereitung deutlich einfacher und wichtiger geworden, was man gut finden kann oder auch nicht - aber es gehört schlicht mittlerweile zum Turnierschach dazu. Spielt man dann noch gegen jemanden, den man sehr gut kennt – insbesondere Vereinskollegen – kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Mindgames. Schach mag ein analytisches Spiel mit objektiv besten Lösungen/Zügen sein und doch sollte man den psychologischen Aspekt nicht außer Acht lassen. Übertragen auf mein Spiel gegen Harald: Wir kennen die Spielweise des jeweils anderen sehr gut und haben noch dazu ein ähnliches Eröffnungsrepertoire. Stellt sich also die Frage, ob man sich darauf einläßt und seinen üblichen Kram abspult oder extra was Unübliches aufs Brett bringt."

Martin entschied sich für letzteres und beantwortete Haralds Königsbauernzug mit d6 statt des bei ihm sonst üblichen e6, was gänzlich andere Pläne für das Spiel beider Seiten beinhaltet. Entsprechend spielten sie Pirc statt den zwischen beiden bereits etwas ausgetretenen französischen Pfaden zu folgen. Mit Haralds 8. Zug verließen sie die Masters Database und waren fortan mal mehr, mal weniger auf sich alleine gestellt. Einen Zug später traf Harald die nächste richtungsweisende Entscheidung, sich durch kurze Rochade einem offenen Schlagabtausch an beiden Flügeln zu entziehen. Bemerkenswert war, daß beide bis zu Haralds 16. Zug
noch keinen einzigen Stein getauscht hatten. Für den neutralen Beobachter hatte das Spiel bis dahin die Anmutung zweier Boxer, die einander - gelegentlich einen halbherzigen Jab schlagend - umkreisen. Auf eine Lücke in der Deckung des Kontrahenten lauernd.

Dann faßte sich Harald ein Herz und führte eine Stellungsöffnung im Zentrum herbei, gefolgt von der beiderseitigen physischen Eliminierung des kompletten Damenflügels. Sein Zeitverbrauch war von Anfang an mehr als deutlich größer als der des bekennenden Schnellspielers Martin, welcher sein Gegenüber zudem durch die Eröffnungswahl ja etwas auf Glatteis geführt hatte, was sich wohl zusätzlich negativ auf Haralds Zeitmanagement niedergeschlagen haben sollte. Demzufolge mußte Harald dafür sorgen, daß endlich Züge auf das Partieformular kommen und bis zur Zeitkontrolle möglichst viele einfache Entscheidungen anstehen würden.

Zunächst dachte sich Martin: "Mist, das wird wieder ganz schwierig, sich einen Vorteil herauszuarbeiten, wenn Harald hier alle Klötzchen vom Brett abräumt." Erst auf den zweiten Blick erkannte er eigener Schilderung zufolge das Potential für seine Stellung. Nicht nur würde sein eingesperrter Läufer zu neuem Leben erwachen, sondern er würde Harald im weiteren Verlauf auch noch durch eine Springergabel dazu zwingen können, das Läuferpaar abzugeben.

Daß Harald wenig später ausgerechnet durch Martins Lieblingszug die Partie endgültig wegstellen würde, tat dem Ehrenvorsitzenden des f4-Fanclubs natürlich tief in der Seele weh. Martin drang mit dem Turm auf der zweiten Reihe ein und schickte sich an, den weißen König niederzustrecken. Harald versuchte noch, sich durch einen taktischen Trick einigermaßen heil aus der Bredouille herauszumogeln, doch Martins Dame entzog sich durch ein filigranes Zwischenschach dem Angriff des Springer, während sein Turm weiterhin Haralds Dame im Visier behielt. In dem Bewußtsein, dass sein Opponent es mit Mehrdame schon irgendwie hinbekommen würde, dies zu gewinnen, gab Harald auf.

Lukas bekam es mit einem Gegner zu tun, der nominell gesehen sein bislang schwierigster werden sollte. Jedoch hatten wir bereits mitbekommen, daß selbigem altersbedingt offenbar das Kämpferherz ein wenig abhanden gekommen war und er sich gegen junge, aufstrebende Spieler einem "Angsthasen-Remis" nicht abgeneigt erwiesen hatte. Es kam die Jugoslawische Variante der Königsindischen Verteidigung aufs Brett und Weiß bestimmte lange optisch das Geschehen, zumal Lukas ganz frech den angebotenen Bauern auf a2 mit der Dame tatsächlich abgeholt hatte.

In der Folge spielte Weiß aktive Züge, welche einzügig schwarze Steine (bevorzugt dabei: Lukas' Dame) angriffen, Lukas brachte selbige mit dem nächsten Zug natürlich in Sicherheit und verpaßte dem weißen Angriffsstein im Anschluß postwendend einen Tritt, sodaß dieser wieder zurückweichen mußte. Dieses Muster wiederholte sich mehrmals und Lukas konnte seine Stellung dabei Schritt für Schritt verbessern, hier und da durch einen Abtausch vereinfachen und last but not least auch noch den weißen b-Bauern "für umme" einsammeln. Mit verbundenen schwarzen Frei- und Mehrbauern auf der a- und b-Linie gab Weiß auf, als Lukas selbigen auch noch den Marschbefehl erteilte. Das wollte sich sein Gegner offenbar nicht mehr antun (lassen). Mit Weiß souverän von Schwarz überspielt zu werden, obwohl dieser über 350 DWZ-Punkte schlechter eingestuft ist, war Demütigung genug. Vielleicht wird sie im Nachgang erträglicher, wenn er der tatsächlichen aktuellen Spielstärke von Lukas bei der DWZ-Auswertung des Turniers gewahr wird.

Suad bekam mit den schwarzen Steinen das Blackmar-Diemer-Gambit vorgesetzt und ging darauf ein (bedauerlicherweise auch im übertragenen Sinne). Laut Masters Database gab es nach 5. Sxf3 nur 23% Weiß-, aber 45% Schwarzsiege (bei 32% Remisen). Dafür muß man jedoch aktives Gegenspiel suchen, um die Sinnhaftigkeit des Bauernopfers des Kontrahenten zu widerlegen. Suad hingegen versuchte, Ruhe in die Partie zu bekommen, was leider voll nach hinten losging. Erst wurde sein weißfeldriger Läufer über mehrere Züge lang herumgescheucht, während sich Suads Gegner auf dessen Kosten entwickelte, nur um am Ende doch abgetauscht zu werden und dabei auch noch die schwarze Bauernstellung zu ramponieren.

Als nächstes öffnete Suads Gegenspieler Linien im Zentrum, wo sich noch immer der schwarze König aufhielt. Selbiger wurde das nächste Opfer ständiger weißer Attacken, mußte die Idee, noch zur Rochade kommen zu können, alsbald beerdigen und sich zu Fuß in Richtung Damenflügel begeben - in der (vergeblichen) Hoffnung, dort Schutz zu finden. Wenige Züge, bevor er - aufs freie Feld zurück gezwungen - final zur Strecke gebracht worden wäre, hatte Suad Mitleid mit seinem gestreßten, von der kräftezehrenden Flucht ausgelaugten Monarchen und gab auf. Schade, daß Suad dabei dermaßen "unter die Räder gekommen" ist, aber eine schönere Rechtfertigung für ein dann und wann eingestreutes, etwas halbseidenes Gambit sieht man selten.

Silas dagegen fuhr einen letztlich ungefährdeten Schwarzsieg ein. Mit Caro-Kann eröffnend, in dem er sich bekanntermaßen ziemlich zuhause fühlt, mußte Silas einfach nur "normale" aktive Züge machen. Erst gewann er auf dem Damenflügel ein Bäuerchen, später auch noch eines auf dem Königsflügel. Zwischendrin vereinfachte er, wann immer dies der Gegner zuließ, konsequent durch Figurentausch. Im Turmendspiel mit 2 zu 1 Bauern auf dem Damen- sowie 3 zu 2 Bauern auf dem Königsflügel angekommen (jeweils zugunsten von Silas), gab sein Gegenüber auf. Er hätte sich zwar noch eine Weile "kneten" lassen können, würde aber realistischerweise nie auch nur ansatzweise Licht gesehen haben, sofern Silas nicht aus purer Flüchtigkeit ein Blunder, wie es heutzutage gerne genannt wird, unterlaufen wäre. Dieses flackernde Licht der letzten Hoffnung hatte Silas bei seinem Kontrahenten durch sein konsequentes Spiel offenkundig erfolgreich vorzeitig zu ersticken vermocht.

Wie üblich geht der Chronist zum Schluß noch auf seine eigene Partie ein. Das Schweizer System bringt es nun einmal mit sich, daß man, da idealtypischerweise von Runde zu Runde die Farbe der Steine gewechselt wird, mit einer davon eher gegen leichtere und mit der anderen eher gegen im Turnierverlauf erfolgreichere Kontrahenten gelost wird. Um das Ergebnis zu spoilern - auch meine dritte Schwarzpartie ging verloren. Hätte aber nicht so kommen müssen. Mein Gegner setzte auf das Londoner System und ich erwiderte mit einem Doppelfianchetto entlang der Modernen Verteidigung. Ich vermochte zunächst, meinem jungen Gegner nach und nach die Initiative abzuringen und in der Folge Raumvorteil am Königsflügel zu realisieren.

Da er das Zentrum selbst geschlossen hatte, bemühte sich mein Kontrahent um Gegenspiel am Damenflügel. Wie bei mir leider nicht unüblich geriet ich zunehmend in Zeitprobleme. Dadurch in meinen Möglichkeiten eingeschränkt, noch längerfristige strategische Pläne zu durchdenken, verpaßte ich die beiden sich kurz hintereinander ergebenden Gelegenheiten, nach vorübergehender Abwehr des weißen Angriffs am Damenflügel durch Ausnutzung der schwachen Grundreihe meines Gegenspielers wieder das Heft des Handelns in die Hand zu bekommen. Stattdessen ließ ich mich weiter in die Verteidigung drängen, probierte unter Materialopfer noch halbseidenes Gegenspiel zu kreieren und wurde währenddessen mit weniger als einer Minute auf der Uhr (gespielt wird ohne Inkrement!) zwei Züge vor Erreichen der Zeitkontrolle mattgesetzt.

Wohlan denn! Halali und auf zur letzten Runde!


Frank Feig