So erfreulich liest sich die Bilanz unserer Vereinsvertreter beim diesjährigen Troisdorf Open, auch wenn manche mit ihrem Abschneiden unterm Strich sicher zufriedener waren als andere. Silas landete mit 2,5 Punkten auf dem 52. Rang von 66 faktischen Teilnehmern. Die Gruppe derer, welche am Ende wie er 2,5 Punkte aufwiesen, reichte dabei von Platz 46 bis 55. In Silas' Partie der letzten Runde wäre auch mehr drin gewesen. In der Spanischen Eröffnung gelang es Silas zunächst, seinen Gegner in eine ungünstigere Stellung zu manövrieren und zudem einen Bauern zu gewinnen. Im weiteren Partieverlauf jedoch traf er die eine oder andere ungünstige Entscheidung, sein Gegner konnte hierdurch die Initiative übernehmen und in der Folge materiell wieder ausgleichen. Nach 46 Zügen einigte man sich schließlich auf Remis - eine Meinung, welche gleichfalls die Billigung der Engine bekam.

Von Rang 26 bis 37 reichte das Feld derer, die sich mit 3,5 Punkten aus 7 Runden ein 50%-Ergebnis erspielten. Suad landete dabei auf Platz 35, der 31. Rang ging an mich und Harald kam als 29. ins Ziel. Suads Aufgabe in der letzten Runde dieses Opens bestand dabei bedauerlicherweise darin, sich für eine geschlagene Stunde im Däumchendrehen zu üben, da sein zugeloster Kontrahent es vorzog, unentschuldigt zu fehlen. Doch es gibt eben nie einen Schaden, wo nicht auch ein Nutzen dabei ist, wie der Volksmund so schön sagt. Mit diesem Ergebnis konnte sich Suad für den zweiten Jugendpreis qualifizieren - dies brachte ihm immerhin das Dreifache seines Startgeldes ein.

 

 


Ich mußte demgegenüber meinen Gegner mit den weißen Steinen tatsächlich am Brett schlagen, was auch erfreulich glatt gelang. Es kam die Englische Eröffnung aufs Brett und bereits im 8. Zug verließ mein Gegenüber die Theoriepfade der Masters Database, um mit dem Bauernvorstoß g5-g4 etwas übermotiviert meine fianchettierte Rochadestellung anzugreifen. Zudem schloß er kurz darauf noch das Zentrum, ließ mich vorteilhaft mittels f4 die f-Linie öffnen und verlor bald danach durch eine Fesselung auf f6 einen Springer. Ich blieb am Drücker, führte meine Truppen weiter gegen seinen König heran und erzwang solchermaßen weitere Vereinfachung. Beim Übergang ins Endspiel gewann ich zudem noch einen Bauern, welchen ich bereits vier Züge später zurückopferte, um mittels Abzugsschach auch die letzte Figur meines Kontrahenten aus dem Spiel zu nehmen. Ein chancenloses Bauernendspiel, in dem ich noch einen Bonus-Läufer mein Eigen nennen durfte, wollte sich mein Gegenüber dann nicht mehr antun und gab auf.

Harald beantwortete die Wahl der Sizilianischen Verteidigung durch seinen Kontrahenten mit der Alapin-Variante. Gemäß dem Urteil der Engine bewegten sich beide Spieler während der 23 Züge dieser Begegnung stets im Rahmen der Remisbreite. Harald verspürte gegen die Nummer 7 der Setzliste verständlicherweise eher wenig Lust, so kurz vor Ende des Turniers noch irgendeine vogelwilde Harakiri-Aktion zu starten. Sein Gegner war ebenfalls nicht darauf aus, auf Biegen und Brechen auf der Zielgeraden des Turniers noch einen halben Punkt mehr aus der letzten Partie herauszuquetschen. Demzufolge einigte man sich einvernehmlich auf Unentschieden.

 

 

 

Ebenfalls die Alapin-Variante gegen die Sizilianische Verteidigung wählte Lukas, dessen Gegner mit Platz 2 der Setzliste noch einmal ein gutes Stück stärker einzuschätzen war als Haralds Kontrahent. Entsprechend deutlich weniger pazifistisch ging es an diesem Brett zur Sache.

Zum Erstaunen vieler konnte Lukas sich eine spürbar bessere Stellung herausarbeiten, mit Läuferpaar, einem Freibauern auf d6 und Initiative. Bedauerlicherweise gab er den Vorteil weitgehend wieder her, als Lukas auf b5 mit dem Läufer statt mit dem a-Bauern zurücknahm. Sein Kontrahent bot kurz darauf auch prompt die Punkteteilung an, Lukas jedoch lehnte ab und es kam, wie es in derlei Fällen leider oft kommt.

Lukas spielte zwei, drei Mal nicht den allerbesten Zug sondern wählte etwas schwächere Alternativen und schon wendete sich das Blatt. Sein erfahrener Gegner nutzte die sich bietende Chance und schon wenige Züge später mußte Lukas leider seine Niederlage quittieren. Er kam letztendlich mit trotzdem hervorragenden 4 aus 7 auf Platz 20 ins Ziel, wobei seine Kohorte die Ränge 17 bis 25 belegte. Zudem sicherte er sich den 1. Ratingpreis in der Kategorie bis 1500 DWZ - immerhin mit dem Fünffachen seines Startgeldes dotiert. Überdies wurde er mit seinem Endergebnis eigentlich auch bester Jugendspieler, aber da es nun einmal keine Doppelpreisvergabe gibt, ging selbiges Preisgeld eben an den zweitbesten Jugendlichen. Somit verhalf Lukas gewissermaßen noch Suad dazu, daß dieser ebenfalls noch einen Geldpreis absahnen durfte (s.o.).

Mit 5 Punkten aus 7 absolvierten Runden landete man auf den Rängen 5 bis 10. Dank der besseren Buchholz-Feinwertung auf Platz 9 einkommend vermochte sich Martin ebenfalls einen 1. Ratingpreis zu sichern - und zwar den in der Kategorie DWZ 1701- 1900. Mit hauchdünnem Vorsprung auf den punktgleichen Zweitplatzierten in dieser Kategorie. So gesehen konnte unser Jugendwart sowohl persönlich als auch aus Sicht seines Amtes ein positives Fazit ziehen. Daß er außerdem meinen Gegner in der Runde davor von Anfang bis Ende sauber positionell überspielt und damit für meine unglückliche Niederlage Revanche geübt hatte, steigerte die allgemeine Laune weiter. Er hatte sich schließlich vorgenommen, dem Jungspund die Grenzen aufzuzeigen, hatte dessen Vorbereitung auf seine Lieblingseröffnung antizipiert und ihn deshalb mit einem Nimzowitsch-Larsen-Angriff einem Torero gleich ins Leere laufen lassen und ihn zu guter Letzt gekonnt per Matt erlegt. Herz, was willst du mehr?!

 



Damit bleibt mir, auch im Namen aller sonstigen Engagierten und Funktionsträger unseres Vereins sowie unserer kleinen "Redaktion" allen ein gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen. Viel Spaß mit den neuen Schachbüchern, Downloads etc. unterm Weihnachtsbaum, mit denen sich die kleine Schachflaute zwischen den Jahren trefflich überbrücken läßt. Bleibt gesund und kommt gut ins neue Jahr! Schon am 3. Januar 2024 gibt es die erste Gelegenheit, sein neues Schachwissen an den ersten Gegenspielern auszuprobieren.

FELIZ NAVIDAD, PROSPERO AÑO Y FELICIDAD!
(Immer Preußisch/Deutsch oder Englisch wird irgendwann langweilig, Spanisch ist als Alternative auch eine schöne Sprache bzw. Eröffnung)


Frank Feig