Am Mittwoch, dem 10. Januar, starteten wir guter Tradition folgend mit unserem alljährlichen Brezelblitzturnier ins neue Jahr. Aufgrund der andernfalls ungeraden Teilnehmerzahl beschränkte sich Dieter darauf, in gewohnt souveräner Manier die Turnierleitung zu übernehmen. So waren es letztendlich 18 Spielerinnen und Spieler, die sich im Modus "Single-Round-Robin" - aka "Jede(r) gegen jede(n)" - um die drei großen Neujahrsbrezeln duellierten.

Bei mithin insgesamt 17 zu absolvierenden Runden hätte es selbst für die Turnierfavoriten schon eines mittelgroßen Wunders bedurft, um "ungerupft" einen Durchmarsch zu starten - und Wunder sind nun einmal auch im Schach eher rar gesät. Hanjo mußte dann auch direkt in Runde 1 ein Remis gegen HP hinnehmen. Sven erwischte es mit Niederlagen in den Runden 2 und 3 gegen Harald und Dmitrij noch härter. Isabella sorgte in Runde 3 für eine weitere faustdicke Überraschung, als sie es schaffte, Raphael gleich um den vollen Punkt zu erleichtern. Ihr Bruder Florian hatte sich in der Auftaktrunde noch gegen selbigen Kontrahenten geschlagen geben müssen - was übrigens (neben einigen Remisen) seine einzige Niederlage im gesamten Turnier bleiben sollte.

Vor der 4. Runde lagen damit nur noch Martin, Lukas und Dmitrij verlustpunktfrei vorne. Letzterer mußte alsdann eine Runde später gegen Robin seine erste Niederlage im Turnier quittieren. Jede Serie geht einmal zu Ende, aber manch einer kommt auch erst mit etwas "Anlauf" so richtig in Fahrt. Markus beispielsweise mußte erst einmal auf Betriebstemperatur kommen, fuhr dann aber ab Runde 5 gleich 5 Siege in Folge ein - darunter auch gegen Hochkaräter wie Hanjo und Torsten. Ralf, der bei Blitzturnieren mit der geringen Bedenkzeit immer seine liebe Mühe hat, hatte "seinen" Moment in Runde 6, als er Isabella ein Remis abtrotzen konnte. Daß er es dennoch unverzagt Runde für Runde stets aufs neue probiert und getreu dem olympischen Motto "Dabeisein ist alles" nie seine gute Laune verliert, verdient eine Extraportion Anerkennung.

Die 7. Runde brachte das Duell der beiden teilnehmenden Damen, welches Sigrun mit den schwarzen Steinen für sich entschied. Eben dieser Punktgewinn sollte am Ende auch ausschlaggebend dafür sein, dass sie in der Schlußtabelle einen halben Punkte mehr auf dem Konto hatte als Isabella. Runde 8 brachte endlich auch den langersehnten ersten Sieg für Silas nach zuvor lediglich zwei mageren halben Pünktchen. Die zweite Turnierhälfte sollte in der Folge jedoch deutlich besser für ihn verlaufen. "Ein Ergebnis, auf dem man aufbauen kann", kommentierte Martin, unser Jugendwart, daher Silas’ Gesamtperformance.

In der gleichen Runde kam es auch zum Duell der bis dahin Führenden. Lukas und Martin hatten es bis hierhin geschafft, jeweils alle ihr Partien siegreich zu beenden, und lagen somit vor Florian (1 Minuspunkt) sowie Raphael und Torsten (jeweils 2 Minuspunkte) in Front. Martin vermochte sich trotz eines zwischenzeitlichen Minusbauern und Gewinnstellung für Weiß mit den schwarzen Steinen im Turmendspiel beim Showdown der Generationen durchzusetzen.

Doch wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, wird früher oder später dafür bestraft. Zwei Runden später gab auch Martin den ersten halben Punkt gegen Florian ab, ehe er sich in Runde 11 mal wieder so dermaßen von HPs geliebter Englischer Eröffnung provozieren ließ, daß er blindwütig erst eine Figur und später noch eine Qualität ins Geschäft steckte und infolgedessen letztlich auch die Partie verlor. Fast schon unter ging dabei der Schwarzsieg von Sigrun gegen Hanjo. Die Spitze der Tabelle war nunmehr ganz eng zusammengerückt. Martin und Lukas lagen wieder gemeinsam mit 9,5 aus 11 in Front, Florian und Raphael folgten mit knappestmöglichem Abstand mit 9 aus 11 und knapp dahinter lauerte überdies noch Torsten mit 8 aus 11.

Die beiden Remiskönige des heurigen Brezelblitzes, HP und Florian (beide mit je 5 Remispartien), trennten sich in der anschließenden 12. Runde standesgemäß unentschieden. Martin, noch sichtlich angefaßt von seiner quasi selbstverschuldeten Niederlage zuvor, hatte es am Ende nur der Uhr zu verdanken, daß er gegen Isabella siegreich blieb. Er mußte aber in Runde 13 bereits den nächsten Tiefschlag hinnehmen, als er gegen Torsten sehenden Auges einzügig ins Selbstmatt hineinstolperte. Wenn es einmal läuft, dann läuft es halt - und sei es zuweilen auch mal rückwärts und bergab.

Damit übernahm nun Raphael erstmals die Führung im Turnier, die er fortan auch mit aller Kraft zu verteidigen wußte. Währenddessen kam es zu einem spannenden Duell zwischen Fritz und Robin. Da beide Kontrahenten üblicherweise ebenfalls in Teilen substantiell länger über den nächsten Zug meditieren als der durchschnittliche Blitzschach-Spieler, war es nur konsequent, daß letztlich die Uhr entschied. Sieg für Fritz, der damit gegen die anderen teilnehmenden "Längernachdenker" Harald, Robin und Ralf hervorragende 2,5 Punkte aus 3 Partien einfahren konnte.

In der "Crunchtime" des Turniers ging es weiter drunter und drüber. Erst ein Remis zwischen Florian und Torsten in Runde 14, dann zeigte Hanjo in Runde 15 Lukas die Grenzen auf und bewies wieder einmal, dass auch im fortgeschrittenen Alter jederzeit mit ihm zu rechnen ist. Am Ende sollte Hanjo gegen das Spitzen-Quintett extrem starke 3,5 aus 5 geholt haben, bei lediglich einer Niederlage gegen Raphael und einem Remis im familieninternen Duell gegen Florian. Auch HP, der Favoritenschreck, schlug in dieser Runde erneut zu - Sieg mit Weiß gegen Torsten.

Raphael brachte Lukas in Runde 16 die zweite Niederlage in Serie bei und räumte damit die letzten Zweifel aus. Er würde, egal wie seine letzte Partie ausginge, in jedem Falle zumindest den geteilten ersten Rang belegen. Parallel hierzu leistete Hanjo seinem Enkel Schützenhilfe, indem er - ebenfalls mit Schwarz - einen letztlich ungefährdeten Sieg gegen Martin einfuhr und damit dafür sorgte, daß dieser hinter Florian auf Rang 3 zurückfiel. Wobei "letztlich ungefährdet" sich nur auf die Stellung auf dem Brett bezieht. Ansonsten war maximal Feuer unterm Dach. Hanjo schaffte es mit weniger als 15 Sekunden auf der Uhr, Martin, der noch etwa dreimal so viel Zeit hatte, peu à peu im Endspiel zu überspielen und dabei noch über die Zeit zu heben. Endstand: 0 Sekunden für Martin, 3 Sekunden für Hanjo. Chapeau! Ein echter Krimi so kurz vor dem Ende, dem 2-Sekunden-Inkrement sei's gedankt.

In der nochmal extrem spannungsgeladenen Schlussrunde trennten sich Torsten und Sven remis und Torsten landete demzufolge mit jenem halben Pluspunkt weniger als die davor Platzierten mit 12 Punkten aus 17 Partien auf dem 5. Platz. Raphael gewann das Brezelblitzturnier 2024, überragende 15 Punkte aus 17 Partien bescherten ihm den Platz ganz oben auf dem Podest. Zweiter wurde Florian mit ebenfalls enorm starken 13,5 Punkten aus 17 Partien.

Da Lukas seine letzte Partie gewinnen konnte, während Martin gegen den Turniersieger im Schwerfigurenendspiel den Kürzeren zog, beendeten unser Jugendwart und sein Schützling das Turnier mit jeweils 12,5 Punkten aus 17 Partien auf dem geteilten 3. Rang. Dieter sprach Martin qua seines Amtes als Turnierleiter aufgrund des von Martin gewonnenen direkten Vergleichs die dritte große Neujahrsbrezel zu. Doch dieser verzichtete großzügig zugunsten von Lukas und begnügte sich freiwillig mit der kleineren Brezel, die auch alle anderen Teilnehmer als verdienten Lohn für rund drei Stunden angestrengten Blitzschachs mit nach Hause nehmen durften.

Es sollte, wenn ich die Kommentare der Teilnehmer zum Abschied richtig gedeutet habe, ziemlich sicher sein, daß die meisten auch im nächsten Jahr wieder mit von der Partie sind, sofern es ihnen die Zeit erlaubt. Zudem gibt es einige, die es diesmal nicht geschafft haben, teilzunehmen, und dieses gleichermaßen schöne wie spannende Event zum schachlichen Start in ein neues Jahr ganz sicher nicht zweimal hintereinander versäumen wollen. Damit sei allen an dieser Stelle nochmal ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2024 gewünscht!


Frank Feig